25 Jahre Angelverein in Bad König
Stand 1998
Die Entstehungsgeschichte der Seen im Kurpark
Oft werden wir von Kurgästen, jüngeren und neuen Bürgern unserer Stadt nach der Entstehung der Seen im Kurpark gefragt. Auch im Interesse jüngerer und künftiger Vereinsmitglieder möchten wir kurz darstellen, wie diese Gewässer entstanden sind und beziehen uns hierbei vor allem auf eine Abhandlung von Wilhelm Hoffmann: „Der Park im Wiesengrunde – seine Entstehungsgeschichte.“
Am Anfang war nichts als ein feuchtes Wiesengelände und der Wille, dem aufstrebenden Kurort Bad König größere Attraktivität zu verleihen. Bereits 1952 wurden die ersten Überlegungen angestellt, den Wiesengrund zu einem Kurpark umzugestalten und hier auch zwei größere Gewässer zu schaffen.
Hierfür waren allerdings erhebliche Erdbewegungen erforderlich. Dieses Vorhaben mit erschwinglichen Kosten zu verwirklichen, schien nur möglich durch die Idee, einer in Mannheim stationierten amerikanischen Pioniereinheit eine Übungsmöglichkeit für den Einsatz ihres schweren Geräts zu bieten. Die Gemeinde übernahm die Kosten für Unterbringung und Verpflegung sowie die Betriebskosten der Fahrzeuge.
In den ersten Novembertagen des Jahres 1962 war es dann soweit. Die US-Einheit rückte mit Fahrzeugen und Maschinen an, mußte jedoch bereits nach 8 Tagen abbrechen, da das schwere Gerät im feuchten Gelände große Schwierigkeiten hatte. Erst im Frühjahr 1963 wurden die Arbeiten fortgesetzt, wozu auch die hiesige Firma Schwinn-Groß hinzugezogen wurde.
Im Spätherbst des Jahres 1963 konnten die Erdbewegungsarbeiten endlich abgeschlossen werden. Aber noch bis Oktober 1967 dauerte es, bis die Wasser-, Grün- und Wegeflächen fertiggestellt waren, wobei auch immer wieder finanzielle Engpässe zu überwinden waren.
Die Gründung des Angelvereins
Nun standen die beiden Gewässer mit 11.000 qm und 33.000 qm Fläche, von eigenen Quellen gespeist, zur Verfügung. Und wo Wasser ist, da sind auch bald Fische, wo Fische sind, da sind auch die Petrijünger nicht weit. Ein erstes Treffen interessierter Angler fand im Oktober 1973 im Gasthaus „Schönberger Hof“ statt. Im November 1973 kamen folgende Petrijünger zwecks Gründung eines Angelsportvereins im selben Gasthaus zusammen: Horst Engemann, Willi Eisenhauer, Rüdiger Griebel, Willi Hallstein, Johann Helm, Wilhelm Helm, Jakob Koch, Walter Koch, Helmut Reubold, Walter Schwarz. Zum 1. Vorsitzenden wurde Horst Engemann gewählt.
Nachdem mit der Gemeinde ein Nutzungsvertrag geschlossen und ein erster Fischbesatz vorgenommen wurde, konnten die anglerischen Aktivitäten ihren Lauf nehmen. Die Zahl der aktiven Mitglieder des Vereins wurde seitens der Gemeinde zunächst auf 30 begrenzt. Man hatte ja zunächst gewisse Bedenken darüber, wie Angel- und Kurbetrieb miteinander zu vereinbaren wären. Aber bald stellte sich heraus, daß die Kurgäste mit großem Interesse den Anglern zuschauten und die Angler ihrerseits mit viel Geduld immer wieder die Frage beantworteten: „Haben Sie schon ´was gefangen?“
Das Vereinsleben beginnt
Auch zeigte sich, daß die Angler keineswegs nur am Fang möglichst großer Fische interessiert waren, sondern daß sie sich auch mit großer Einsatzbereitschaft um die Pflege der Gewässer kümmerten, so z.B. wenn es darum ging, die Uferbefestigungen zu verstärken oder den Uferbewuchs zu regulieren.
Desweiteren bemühte sich unser Verein, auf vielfältige Weise zur Attraktivität des Kurparks beizutragen. So konnten im Laufe der Jahre zahlreiche Perlhühner, Pfauen, Gänse und seltene Entenarten als lebendiger Beitrag des AV „Petri Dank“ im Kurpark ausgesetzt werden. Als erfolgreich wurde auch die Teilnahme unseres Vereins an den Bad Königer Ferienspielen gewertet. Das Ansinnen auf Vereinskosten eine für alle Besucher zugängliche Schutzhütte im Zentrum des Kurparks zu errichten, wurde behördlich leider abgelehnt.
Schließlich wurde auch das jährlich, mit großem Engagement aller Vereinsmitglieder, veranstaltete Fischerfest zu einem Ereignis, das aus dem Leben unserer Stadt kaum noch wegzudenken ist. Mit diesem Fest ist jeweils auch ein Gemeinschaftsangeln verbunden, das ständig eine große Zahl Angelfreunde aus benachbarten, aber auch entfernteren Angelvereinen anzieht.
Anglerische Aktivitäten
Das Vereinsleben wurde geprägt durch die Aktivitäten, die der Angelbetrieb erforderte und ermöglichte, wie Abfischen des kleinen Sees, Fischbesatz, An- und Abangeln am großen See, Pflegemaßnahmen am Gewässer, Gemeinschaftsangeln am Main, Gruppenfahrten zum Angeln an anderen Gewässern und sogar zum Hochseeangeln an die Ostsee. Ein besonderes Ereignis, das den tatkräftigen Einsatz aller Mitglieder erfordert, ist immer das in Abständen von zwei Jahren stattfindende Abfischen des kleinen Sees, wozu das gesamte Wasser abgelassen werden muß, um dann die bis dahin gut herangewachsenen Fische in den großen See umzusetzen.
In diesem Zusammenhang ist es sicher von Interesse, welche Fischarten in unseren Seen vorkommen. Als typische Karpfengewässer fühlen sich Spiegel- und Schuppenkarpfen darin besonders wohl. Darüber hinaus enthalten sie aber auch Aal, Barsch, Brasse, Grasfisch, Hecht, Karausche, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Wels und Zander.
Anfangs war auch der Sonnenbarsch in großer Zahl vertreten. Dieser farbenprächtige Fisch, der urprünglich aus Nordamerika stammt und vor allem Aquarianern bekannt ist, erfreute sich weniger bei den Anglern, dafür aber umso mehr bei Kindern und Kurgästen großer Beliebtheit, die das interessante Brutpflegeverhalten der Fische in der Uferzone beobachten konnten.
Ebenso prägten Unmengen von Goldfischen das damalige Erscheinungsbild der Seen im Kurpark. Sie hatten sich so übermäßig stark vermehrt, daß nach einer Teilentleerung des großen Sees 53 Zentner Goldfische als Spende an den Frankfurter Zoo geliefert werden konnten. Die herangewachsenen Raubfische Hecht, Zander und Wels dezimierten die Bestände dieser Zierfische total.
Aber auch Rückschläge für den Fischbestand blieben dem Verein nicht erspart. So trat im Jahre 1975 ein umfangreiches Fischsterben ein, das durch den Eintrag von Giftstoffen in das Gewässer hervorgerufen wurde. Rattengiftköder wurden von Mitarbeitern einer Schädlingsbekämpfungsfirma unsachgemäß ausgelegt, so daß Bläßhühner das Gift ins Wasser schleppten, wo es vor allem von Goldfischen aufgenommen wurde. Diese waren dadurch eine leichte Beute vor allem für die Zander, die dadurch in großer Zahl verendeten. Dieses Beispiel führt uns deutlich vor Augen, mit welcher Sorgfalt das komplexe Ökosystem unserer Gewässer behandelt werden muß.
Im April 1977 kam es zu einem Sterben großer Mengen von Schleien, dessen Ursache trotz Einschaltung von Fischereifachleuten nicht geklärt werden konnte. Probleme gab es z. B. auch mit dem Wasserstand des kleinen Sees, der plötzlich kontinuierlich sank, so daß schnellstens ein Pumpe angeschafft werden mußte, um Wasser einer vorhandenen Quelle in den See zu leiten. – Immer dringender ergab sich die Notwendigkeit, die Wasserqualität ständig zu überwachen. Hierzu waren besondere Fachkenntnisse über ph-Wert, Härtegrad, Sauerstoffgehalt und Temperatur erforderlich. Das bedeutete, daß sich ein Vereinsmitglied diese Fachkenntnisse in Lehrgängen des Hessischen Fischereiamts aneignen mußte. Vereinsfreund Klaus Goldmann erklärte sich hierzu bereit und ist seitdem als Gewässerwart mit dieser Aufgabe betraut.
Trotz aller Bemühungen um die Qualität unserer Gewässer kam es während der großen Hitze des Sommers 1993 zu einer Überwärmung des großen Sees und damit zu einer drastischen Verringerung des Sauerstoffgehalts. Hier konnte auch der unermüdliche Einsatz der freiwilligen Feuerwehr, die das Gewässer tagelang mit Frischwasser versorgte, nicht verhindern, daß es zu einem verheerenden Fischsterben kam und tonnenweise Fische aller Arten eingingen, darunter mehrere kapitale Welse von über 180 cm Länge und Dutzende von Grasfischen von bis zu 60 Pfund. Die Beseitigung der toten Fische sowie der anschließend notwendige Neubesatz belasteten die Tatkraft der Mitglieder sowie die Vereinskasse ganz erheblich.
Da die Probleme, die zu diesem Fischsterben geführt hatten, nach wie vor als Damoklesschwert über unseren Gewässern schweben, sollten sich alle für unseren Kurpark Verantwortlichen Gedanken über eine langfristige Lösung zur Verbesserung der Wasserqualität machen. Sollte es zu einem kompletten „Umkippen“ des Gewässers kommen, könnte dies das Ende jeglichen Lebens in unserem großen See bedeuten mit allen erdenklich negativen Konsequenzen auch für den Kurbetrieb.
Der gesellige Teil des Vereinslebens
Zu den wichtigen Aufgaben eines Vereins gehört selbstverständlich auch die Pflege der Geselligkeit unter den Mitgliedern. Dieser Aufgabe widmete sich der jeweilige Vorstand ebenfalls sehr erfolgreich. Familienabende zur Adventszeit, zünftige Spießbratenessen in freier Natur, die alljährliche Winterwanderung und mehrtägige Ausflüge waren Belohnung für den eifrigen Einsatz in der Angelsaison.
Unser Vorstand
Die Geschicke eines Vereins werden maßgeblich von den Mitgliedern des Vorstandes beeinflußt, die in regelmäßig stattfindenden Sitzungen die anstehenden Probleme beraten und einer Lösung zuführen. Der zeitliche Aufwand hierfür ist erheblich, aber sicher auch die Freude an einer optimalen Gestaltung unseres Hobbys.
Bis zum Jahre 1978 hatte sich der Vorstand, der zur Gründungszeit gewählt wurde, durch unermüdlichen Einsatz für die Belange unseres Vereins und konsequente Vereinsführung ausgezeichnet bewährt. Hauptsächlich dem damaligen ersten Vorsitzenden Horst Engemann, einem Petrijünger „mit Leib und Seele“, der leider allzu früh von uns gehen mußte, haben wir viel zu verdanken. In seiner Amtszeit wurden die Grundlagen für ein geordnetes Vereinsleben gelegt. Zum Gedächtnis an Horst Engemann führt der Verein in jedem Jahr ein Gemeinschaftsangeln durch. Nach seinem Ableben wurde die Vereinsführung von Wilhelm Helm in seinem Sinne fortgeführt, der dieses Amt bis 1993 wahrnahm. Danach übernahm der amtierende Vorsitzende Helmut Orth die Leitung des Vorstands, unterstützt von den Vorstandsmitgliedern Willi Eisenhauer, Helmut Reubold, Klaus Goldmann, Herbert Balles, Norbert Schäfer und Heinz Old.
Ebenso machten sich jedoch auch Erwin Deutschmann, Rüdiger Griebel, Willi Hallstein, Johann Helm, Walter Koch, Gerhard Pichottka und Walter Schwarz durch teilweise langjährige Vorstandsarbeit um unseren Verein verdient.
An dieser Stelle sei mit besonderem Dank dem erst im vorigen Jahr verstorbenen Schriftführer Reinhold Lautenschläger gedacht, der sich trotz seiner schweren Erkrankung noch mit großem Engagement der Vorbereitung dieses Festes widmete.
Unser Verein heute
Die Zahl der aktiven Mitglieder ist inzwischen auf 52 angewachsen. Die Zahl der passiven Mitglieder beträgt 40.
Besonders freuen wir uns über eine stattliche Gruppe von 13 Jugendlichen, die von unserem Jugendwart Herbert Balles dazu angeleitet werden, unser Hobby mit Sachkenntnis, aber auch mit Verantwortung gegenüber der Kreatur und der Umwelt auszuüben.
Ausblick
Überhaupt hat dieser Gesichtspunkt, also Naturschutz und Schonung der Umwelt, auch und gerade in unserem Verein an Bedeutung gewonnen. Das drückt sich auch in der Änderung des Vereinsnamens aus, also nicht mehr Angelsportverein, sondern Angelverein. Auch werden keine Preis- oder Wettfischen mehr veranstaltet, sondern als gemeinschaftliches Fischen nur noch sog. Hegefischen, die der notwendigen Regulierung des Fischbestandes dienen. Auch wird sehr genau auf die strenge Einhaltung der Schonzeiten und Schonmaße geachtet. Es darf nicht mehr wie früher mit lebenden Köderfischen geangelt werden. Gefangene Fische dürfen nicht mehr gehältert, sondern müssen waidgerecht getötet oder – falls untermaßig – schonend in das Gewässer zurückgesetzt werden.
All das zeigt, daß der Verein der Veränderung im gesellschaftlichen Denken gegenüber Natur und Umwelt durchaus Rechnung trägt und dieses Bemühen auch bei allen künftigen Aktivitäten besondere Berücksichtigung finden wird.
Stand im Juni 1998